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Camila Moreno (2021) Preface of the Brochure “MODO DE VIDA IMPERIAL”

by BioMat May 26, 2021

Preface to the Portuguese translation of The Imperial Mode of Living von Markus Wissen and Ulrich Brand, Ed. Elefante, São Paulo (2021).

 

Link: https://elefanteeditora.com.br/produto/modo-de-vida-imperial/

Citation: Brand, Ulrich, and Markus Wissen (2021): Modo de vida imperial: sobre a exploração de seres humanos e da natureza no capitalismo global. First Edition. Elefante.

 

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May 26, 2021 0 comment
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Franziska Kusche et al. (2021) Europa verrücken – Kämpfe zwischen Kolonialität und Dekolonialisierung

by BioMat May 11, 2021

Die akademischen Beschäftigung und die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen mit kolonialen Strukturen und ihren Kontinuitäten haben in den letzten Jahren massiv zugenommen. Häufig firmieren die Debatten unter Begriffen wie ‚Postkolonialismus‘, ‚Antikolonialismus‘ oder ‚De/Kolonialität‘. Zugleich entsteht der Eindruck, dass die – ursprünglich zugrunde liegende – radikale Kritik dieser Ansätze und der politische Impuls ihrer Praktiken in universitären Positionskämpfen um symbolisches Kapital untergehen. Die Kritik an der eigenen sozialen Praxis, an strukturellen Machtverhältnissen und den sie absichernden gesellschaftlichen Apparaten geht oft verloren. Dieses JEP-Schwerpunktheft unternimmt den Versuch, die Kolonialität von Wissenschaft und Wissenformen weiter zu reflektieren und zugleich die Bedeutung dieser Ansätze für eine kolonialitätskritische Analyse von sozialen Konflikten und Machtverhältnissen in Europa zu unterstreichen.

 

Citation: Kusche, Franziska; Seidl, Gregor; Korak, Johannes; Torres Heredia, Marcela (2021): Europa verrücken – Kämpfe zwischen Kolonialität und Dekolonialisierung. In: Herausgeberinnenschaft Special Issue Journal für Entwicklungspolitik Volume XXXVIII, Issue 1/2, 2021.

Link: https://www.mattersburgerkreis.at/site/de/publikationen/jep/alleausgabenartikel/article/503.html

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May 11, 2021 0 comment
Publications

Franziska Kusche (2021) Book Review: “Kritische Landforschung. Konzeptionelle Zugänge, empirische Problemlagen und politische Perspektiven”

by BioMat May 11, 2021

Book review on “Maschke, L., Mießner, M., und Naumann, M.: Kritische Landforschung. Konzeptionelle Zugänge, empirische Problemlagen und politische Perspektiven, transcript, Bielefeld, 148 ff., ISBN 978-3-8376-5487-5, EUR 19,50, 2021”.

Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass das Leben auf dem Land wieder einmal einen kurzen und oberflächlichen Aufmerksamkeitsschub bekam. Die Sehnsucht nach dem grünen Wohntraum und die Angst vor den Orten der Anti-Moderne sind die zwei zentralen, wenngleich die einfachsten Erzählstränge, welche die mediale Debatte um das Landleben zu bieten hat. In diese Debatte wagen Lisa Maschke, Michael Mießner und Matthias Naumann eine in jeder Hinsicht notwendige Intervention, welche zugleich den Auftakt einer neuen gleichnamigen – Reihe zur Kritischen Landforschung des Transcript-Verlages bildet.

Nach der Veröffentlichung des Sammelbandes „Kritische Geographien ländlicher Entwicklung“ mit internationalem Fokus konzentrieren sich Naumann und Mießner gemeinsam mit Lisa Maschke in ihrer neuen Publikation auf konzeptionelle Zugänge, empirische Problemlagen und politische Perspektiven ländlicher Transformationen.

Anett Steinführer macht es im Vorwort bereits klar: Eine kritische Forschung und komplexe politische Auseinandersetzung zum ländlichen Raum sind in Deutschland bisher kaum vorhanden. Das Buch beschäftigt sich deshalb mit Fragen der Entwicklungen ländlicher Ökonomien, des sozialen Wandels, Mensch-Umwelt-Beziehungen und Machtverhältnissen.

Anhand einer Revision der englischsprachigen Rural Studies und deren Publikationen möchten die Autor*innen zum einen aufzeigen, dass die dort bereits seit Jahrzehnten stattfindenden Debatten ein wesentlich komplexeres und vielschichtiges Bild der gesellschaftlichen Verhältnisse im ländlichen Raum zeichnen, als das bisweilen die hiesigen Perspektiven tun. Zum anderen sollen Anschlusspunkte gefunden werden, inwiefern diese Arbeiten auch zur „Erklärung und Deutung von Transformationen im ländlichen Raum in der Bundesrepublik helfen können“.

Maschke, Mießner und Naumann stecken ihre Ansprüche für diese Veröffentlichung besonders hoch: eine praktische kritische Gesellschaftstheorie des ländlichen Raumes, die nicht nur für eine breite Leser*innenschaft von Interessierten über Politiker*innen bis hin zu Forschenden angedacht ist, sondern sie wollen Türen zu konkreten Utopien und Alternativen ländlicher Politik und Ländlichkeit öffnen.

Der Aufbau des Buches schließt an die Problemaufrisse und Konzeptionen von „Kritische Geographien ländlicher Entwicklung“ an und ist entlang der drei großen Themenfelder wissenschaftliche Konzepte, Themen einer kritischen Landforschung sowie Ansätze alternativer ländlicher Organisation strukturiert.

Gleich zu Beginn werden die Autor*innen programmatisch: Die Probleme, welchen sich ländliche Regionen gegenübersehen, sind ein europaweites Problem. Diese vermeintliche Abkopplung ländlicher Räume bleibt aber nicht länger unwidersprochen und der Niedergang des Ländlichen ist nicht unausweichlich. Das Buch verortet sich in der Tradition einer kritischen (Human-)Geografie, die sich in den vergangenen zehn Jahren einen festen Platz in der deutschsprachigen Academia sichern konnte. Beiträge, die bisher in einschlägigen Reihen erschienen, befassen sich allerdings fast ausschließlich mit Städten, während die Transformationen im ländlichen Raum einer undifferenzierten Debatte zwischen verklärter grüner Idylle und Restraum der Moderne überlassen wurden. Die Konsequenzen dieser Debatte zeigen sich laut Analyse der Autor*innen auch in dem Erstarken populistischer und reaktionärer Strömungen fernab der urbanen Räume. Die Veränderungen, denen Land und Dorf ausgesetzt sind, sollten deshalb wissenschaftlich begleitet werden, um alternative Handlungsspielräume aufzuzeigen. Die Literaturstudie setzt dazu an den strukturellen Problemen und an den politischen Auseinandersetzungen ländlicher Räume an – vor allem, aber nicht ausschließlich im Globalen Norden.

Was aber sind ländliche Räume? Die Autor*innen sagen sich kurzerhand von den üblichen Indikatoren der Raumplanung los und plädieren im Sinne einer kritischen Gesellschaftstheorie für eine offene Definition ländlicher Räume. Das Ländliche sei nicht per se vorhanden, sondern es wird durch gesellschaftliche Praktiken und Diskurse dazu gemacht. Forschungspraktische und politische Implikationen dieser Definition werden hier aber vorerst nicht besprochen.

Das erste Kapitel widmet sich dahingehend ausschließlich den konzeptionellen und theoretischen Zugängen, welche eine Basis für eine kritische Landforschung bilden können. Auch hier wird an die bisherigen Überlegungen der vorangegangenen Publikation angeschlossen, und es werden Ansätze der Politischen Ökonomie und Ökologie sowie Diskurse und Wahrnehmung ländlicher Räume diskutiert.

Mit einem kurzen Einstieg zur Agrarfrage bei Marx skizzieren die Autor*innen die Anfänge einer modernisierungstheoretischen Sichtweise zum ländlichen Raum, der aufgrund der Industrialisierungstendenzen als Raumkategorie nur als ein vorübergehendes Phänomen in den Homogenisierungsbestrebungen des Kapitalismus wahrgenommen wurde. Eine Vereinheitlichung allen Raumes hin zum Industrialisierten und Urbanen ist aber nicht zu beobachten, und auch das Ländliche in sich sei sehr unterschiedlich, dynamisch und differenziert. Stadt und Land werden als funktionale Raumkategorien von der kapitalistischen Produktion strukturiert, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Dies konzeptionieren die Autor*innen unter den Aspekten der ungleichen Entwicklung, der Akkumulation durch Enteignung, der Nahrungsregime und der Umweltgerechtigkeit. Es ermöglicht, den ländlichen Raum als funktional für Inwertsetzungs-, Akkumulations- und Entwertungszyklen zu verstehen. Nicht nur in Form von Klassen- und Einkommensunterschieden, sondern auch in Bezug auf räumliche und ökologische Ungleichheiten, die Folge und Voraussetzung kapitalistischer Entwicklung sind.

Das zweite Kapitel ”Transformationen” kontextualisiert und verallgemeinert auf 63 Seiten die Komplexitäten ländlicher Ökonomien, des sozialen Wandels, der Mensch- Umweltbeziehungen und der Machtverhältnisse und nimmt mit einem empiriegeleiteten Fokus vollkommen zurecht die Hälfte des Buches ein.

Unter ländliche Ökonomien erfassen die Autor*innen die Phänomene des Strukturwandels. Sehr detailliert wird von der Industrialisierung, Internationalisierung und Finanzialisierung der Landwirtschaft über den Ressourcenextraktivismus gezeigt, dass nicht nur Arbeitsverhältnisse und -weisen im Wandel begriffen sind, sondern auch die soziale Zusammensetzung, und Alltagspraktiken dem Druck der Kommodifizierung ländlicher Räume unterworfen werden. Dies führt nicht nur zur Verschärfung ungleicher Einkommens-, Besitz- und Vermarktungsverhältnisse, sondern es verkoppelt auch ländliche Räume im Globalen Norden und Süden über asymmetrische (politische) Handelsregime und setzt sie in eine Konkurrenz der „günstigeren“ Standortvorteile.

Anhand einer Vielfalt von Themen unter der Kategorie des sozialen Wandels werden die Komplexität der gesellschaftlichen Verhältnisse sowie blinde Flecken der Sozialpolitik aufgezeigt und dabei einige unerwartete Studienergebnisse präsentiert. Armut und Wohnungsfrage sind zunehmend Probleme, welche auch den ländlichen Raum betreffen, und auf die Veränderung der ökonomischen und Sozialstruktur zurückzuführen sind. Leerstand und ländliche Gentrifizierung, soziale Ungleichheitsverhältnisse, die sich in Rassismus und patriarchalen Strukturen widerspiegeln, Mobilität und Migration – all diese Aspekte zeigen, dass die Ideen von der nachholenden Entwicklung des ländlichen Raumes unter den gegebenen Verhältnissen vor allem eine Mär zugunsten weniger bleibt, die von der Verlagerung und Externalisierung von Ungleichheitsverhältnissen zwischen Stadt und Land profitieren.

Entgegen der Vorstellungen der grünen Idylle kann der Abschnitt Mensch-Umwelt-Beziehungen aufzeigen, wie gerade der Anspruch an die Funktionalität ländlicher Räume als Rohstofflieferant und ökologischer Schutzraum mit Widersprüchen und Spannungen einhergeht. So leiden ländliche Regionen unter Umständen unter wesentlich erhöhten Umweltbelastungen und Zerstörung aus der Landwirtschaft, dem Bergbau oder Industrieanlagen – und sind durch diese Ökonomien abhängiger und anfälliger für die Veränderungen des Klimawandels.

Die Machtverhältnisse, welche all diese Aspekte durchziehen, werden unter drei Aspekten kategorisiert: die der räumlichen Maßstabsebenen und Akteure, der verfolgten Entwicklungsstrategien und der Bedeutung populistischer Bewegungen. Vor allem, dass die Paradigmen ländlicher Entwicklung – extern geleitete Modernisierung vs. endogene Entwicklung – erst zu Ende des Buches aufgegriffen werden, verwundert hier ein wenig. Trotzdem ist gerade die kritische Betrachtung der endogenen Entwicklungsansätze differenziert dargestellt.

Die wachsende Zustimmung autoritärer Bewegungen und Parteien erhält dann zum Ende dieses Kapitels nochmals anhand des US-amerikanischen und einzelner europäischer Beispiele eine differenzierte Betrachtung, die man sich in der deutschen Debatte wünschen würde. Ohne die Hinwendung zu menschenverachtenden politischen Positionen zu rechtfertigen, zeigen die Autor*innen mit den ausgewählten Studien, wie die Transformationen des ländlichen Raums, gesellschaftliche Diskurse sowie eine linke Ignoranz dazu beitragen, das ländliche Spielfeld rechten Parteien zu überlassen.

Der abschließende Teil des Buches will sich Alternativen und Utopien widmen und zeigen, dass auch ländliche Räume Orte von emanzipatorischen Widerständen sind. Konzeptionell fokussieren sich die Autor*innen auf die Themen Selbstorganisation und Gemeinschaftsgüter sowie deren Akteur*innen. Erstere wird dargestellt in ihrer Ambivalenz zwischen emanzipatorischer und selbstbestimmter Krisenbewältigung verdünnter Daseinsversorgung und neoliberaler Selbstausbeutung ehrenamtlicher Arbeit, die gerade im ländlichen Raum immer mehr und zwanghaft institutionalisiert wird. Ein besonders interessanter Aspekt – die territoriale Selbstkontrolle – wird nur kurz angerissen. Das eigene Territorium zu kontrollieren, ermöglicht es Ländlichkeit in einem eigenen, antikapitalistischen oder eben auch reaktionären Sinne zu definieren. Territorialität ist in spanischsprachigen, vor allem lateinamerikanischen Kontexten ein zentrales Konzept und Thema von Selbstbestimmung und Organisation ländlicher Räume und Gemeinschaften. Hier öffnen sich sehr weite Anschlussstellen für linke emanzipatorische Politiken, auch wenn territoriale Selbstbestimmung im deutschen Kontext momentan schwer durch die Reichsbürger- und Anastasia-Bewegung belastet ist. Umso wichtiger ist es, progressive Alternativen zu präsentieren.

Hier wären statt einer ausschweifenden Darstellung von Bookchins libertärem Munizipalismus und konzeptionellen Debatten zu Ostrom eher verstärkte empirische Analysen und Darstellungen gefragt. Diese hätten zeigen können, dass Ländlichkeit eben auch praktisch anders geht. Das Europäische Ländliche Parlament und die europäische Dorfbewegung, die sich mit dem Slogan „Recht auf Dorf“ und dem europäischen ländlichen Manifest seit mehr als 15 Jahren für die Demokratisierung ländlicher Verhältnisse engagiert haben, wären hier zu erwarten gewesen, wenngleich sie in der Literatur wenig Beachtung finden. Sind doch Auseinandersetzungen dazu von Halhead und Krambach ebenfalls bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung erschienen, wie auch diese Studie in ihrer ersten Veröffentlichung. Auch wenn dieses letzte Kapitel seiner eigenen Utopie nicht gerecht werden kann, ist das gesamte Buch eine beeindruckende Zusammenstellung und Kontextualisierung von Studien zur Komplexität und zu den Herausforderungen des ländlichen Raumes. Formal ermöglicht die gewählte Strukturierung einen klaren Zugang für Neueinsteiger*innen, während theoretische Tiefe und das Aufzeigen von blinden Flecken und Forschungsfeldern auch Alteingesessenen neue Wege weisen. Zusammenfassungen der zentralen Begriffe und Argumente am Ende aller Kapitel machen es für die Lehre besonders ansprechend. Ein Buch, das es aufgrund seiner Vielschichtigkeit und Strukturiertheit verdient, das einführende Standardwerk und Stein des Anstoßes in einer neuen kritischen Betrachtung und Politik ländlicher Räume im deutschsprachigen Kontext zu werden.

 

Citation: Kusche, Franziska (2021): Book review: Kritische Landforschung. Konzeptionelle Zugänge, empirische Problemlagen und politische Perspektiven. In: Geographica Helvetica, 76, 17–19, 2021. https://doi.org/10.5194/gh-76-17-2021

Link: https://gh.copernicus.org/articles/76/17/2021/gh-76-17-2021.pdf

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May 11, 2021 0 comment
Publications

Miriam Boyer (2021) Positive Signale in der Agrarpolitik?

by BioMat May 4, 2021

(Berlin, 22. Februar 2021, npla).- Die Nachricht ging schnell um die Welt. Sie wurde von verschiedenen Nichtregierungsorganisationen per Pressemitteilung gefeiert und von Aktivist*innen in den sozialen Medien geteilt: Die mexikanische Regierung hätte am 31. Dezember 2020 per Dekret den Anbau von gentechnisch verändertem Mais sowie die Anwendung des Totalherbizids Glyphosat bis spätestens 2024 verboten.

Dem aktuellen Dekret gehen viele Jahre politischer Mobilisierung voraus, in denen bäuerlich-indigene Gemeinden, soziale Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen sich dafür einsetzten, die seit 2001 bekannte Kontaminierung des bäuerlichen Mais durch gentechnisch veränderte Sorten einzuschränken beziehungsweise deren Anbau in Mexiko zu verhindern.

Strittig indessen waren innerhalb der Bewegung strategische Fragen, insbesondere die, ob juristische Maßnahmen für den Schutz des Mais gefördert werden sollten. So entstanden unter aktiver Mitwirkung eines eher gemäßigten Flügels der Bewegung, in dem vor allem Nicht-Regierungsorganisationen vertretenen sind, verschiedene Gesetze auf bundesstaatlicher Ebene, die den Genmais verhindern und den einheimischen Mais fördern sollten.

Kritik an der doppelten Logik beim Thema Genmais

Diese Gesetze wurden unter anderem für die Etablierung einer doppelten Logik kritisiert, die zwischen ausgewiesenen Gebieten für den bäuerlichen Mais und anderen Gebieten unterschied, in denen der Anbau von industriellem beziehungsweise gentechnisch verändertem Mais möglich ist, was letztendlich den Weg für die Gentechnik ebnen könnte. Durch eine Sammelklage war es seit 2013 parallel möglich, Anbaugenehmigungen zu stoppen, ohne jedoch endgültige Rechtssicherheit geschaffen zu haben. Nun spalten sich angesichts des jüngsten Dekrets die Positionen weiterhin. Während ein Teil der Bewegung das Verbot ausdrücklich begrüßt, stellt die andere Seite mit wichtigen Argumenten die Frage, ob überhaupt etwas verboten wurde.

Am 2. Februar meldete sich das mexikanische Netzwerk für die Verteidigung des Mais zu Wort. Die Organisation vernetzt Hunderte ländlicher und indigener Gemeinschaften sowie Dutzende sozialer Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen in Mexiko und setzt sich seit mehr als 20 Jahren für den Erhalt des nativen Mais, der bäuerlichen Landwirtschaft und des ländlichen Raums ein. Unter Mitwirkung von ihr nahestehenden Juristinnen erklärt sie in aller Deutlichkeit: Das vermeintliche „Dekret“ verbiete weder den gentechnisch veränderten Mais noch das Herbizid Glyphosat. Der Text des Dekrets ähnele vielmehr einem juristischen Memorandum, in dem an sämtliche Regierungsinstanzen wie Agrar- und Umweltbehörden, das Gesundheitsministerium oder den nationalen Rat für Wissenschaft und Technologie appelliert werde, im Rahmen ihrer Kompetenzen „die gegebenen gesetzlichen Verordnungen zu fördern, um die Verwendung von Glyphosat als Wirkstoff in Agrochemikalien und gentechnisch verändertem Mais in Mexiko zu verhindern“.

Beim Dekret handele es sich um kein verbindliches Verbot, so die Kritik

Die Instanzen würden lediglich aufgefordert, im Rahmen bestehender Gesetze gegen den Einsatz von Glyphosat sowie die Verwendung von gentechnisch verändertem Mais für die Ernährung zu agieren. Prominentes Beispiel für solche bestehende Gesetze ist unter anderem das am 1. Juli 2020 in Kraft getretene NAFTA-Nachfolge-Freiheihandelsabkommen USMCA zwischen Mexiko, Kanada und den USA, das den Import von gentechnisch verändertem Mais handelsrechtlich ausnahmslos nicht verbieten darf.

Zu erwähnen ist auch das mexikanische Gesetz für Biosicherheit und gentechnisch veränderte Organismen. Letzteres hatte 2005 das bis dahin geltende Moratorium auf gentechnisch veränderte Organismen rückgängig gemacht, indem es einen gesetzlichen Rahmen für ihre Legalisierung schuf. Nun würden die einschlägigen Ministerien und Regulierungsinstanzen gebeten, Anträge für den Anbau von Genmais abzulehnen und Alternativen für die Verwendung von Glyphosat ausfindig zu machen, anstatt ernst zu machen und ein verbindliches Verbot auszusprechen, so die Kritik. Das Dekret sehe stattdessen vor, bis 2023 zusätzlich weitere Gesetze zu fördern, um die „Verwendung“ von Glyphosat als Wirkstoff in Agrochemikalien und gentechnisch verändertem Mais zu „verhindern“.

Saatgutmultis begrüßen Regierungsstrategie für den Maisanbau

Neben den juristischen Argumenten lässt aber generell die Landwirtschaftspolitik der Regierung von López Obrador und speziell die Politik hinsichtlich des Maisanbaus an der politischen Absicht des Dekrets zweifeln. Obwohl López Obrador offiziell eine Politik gegen den Genmais vertritt, vergab er wichtige Posten in seiner Regierung an offene Befürworter von Gentechnik und an Vertreter agrarindustrieller Interessen. Das gilt für Alfonso Romo, bis 2020 Stabschef López Obradors, der weiterhin wichtiger Berater für den Privatsektor blieb, sowie für Víctor Villalobos, den Chef des Ministeriums für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung.

Die konkrete Politik für den Maisanbau wird, wie Ana de Ita in der Tageszeitung La Jornada am 25. April 2020 berichtet, von einer 2019 vorgelegten Strategie bestimmt, an der die größten agrar- und saatgutindustriellen Interessen beteiligt waren. Diese geht zweigleisig vor, indem einerseits der industrielle Maisanbau in Mexiko durch eine Erweiterung des kommerziellen Saatgutmarkts gefördert wird, während andererseits bäuerliche Strukturen in ausgewiesenen geographischen Gebieten „geschützt“ — andere würden sagen „geduldet“ bzw. „kontrolliert“ —  werden sollen. Die Blaupause für diese Strategie bildet das im April 2020 verabschiedete Gesetz zu Förderung und Schutz des einheimischen Mais. Bewegungen wie das Netzwerk für die Verteidigung des Mais kritisieren, dass damit genau jener doppelten Logik Tür und Tor geöffnet wird, die den Anbau von gentechnisch veränderten Maissorten ermöglicht. Jenseits der ausgewiesenen Bereiche für den traditionellen Anbau dürfte theoretisch alles angebaut werden: moderne Industriesorten, aber auch die gentechnisch veränderten. Dies erkläre auch, so die Bewegung, warum dieses Gesetz vom mexikanischen Saatgutverband AMSAC, in dem Syngenta, Bayer-Monsanto und andere Saatgutmultis vertreten sind, ausdrücklich begrüßt wurde.

Mehrere Schlupflöcher

Die doppelte Logik gilt auch für das aktuelle Dekret. Der Appell an die einschlägigen Instanzen, den gentechnisch veränderten Mais nicht zu genehmigen und gleichzeitig unter derzeit geltende Gesetze zu agieren, wirkt höchst ambivalent und kommt unter den derzeitigen Kräfteverhältnissen der Gentechnik zugute. Insbesondere für Maissorten, die unter Genome-Editing-Verfahren gezüchtet wurden und um die vielerorts juristisch gestritten wird, ob sie als gentechnisch verändert gelten oder nicht (bislang gelten sie in nur wenigen Ländern, darunter die EU und Neuseeland, als gentechnisch verändert), dürfte das mexikanische Dekret beispielsweise Schlupflöcher liefern.

Auch die Zweckbestimmung im Dekret bietet ein mögliches Schlupfloch: Das Dekret erwähnt nämlich „Genehmigungen für die Verwendung von gentechnisch verändertem Mais für die Ernährung“, sagt jedoch nichts aus über Genehmigungen für andere Zwecke, etwa als Futtermais. Seit Jahren wird international kritisiert, dass die Frage bezüglich der Koexistenz von gentechnisch veränderten Sorten nicht mit „ja“ oder „nein“, sondern mit „ja und nein“ beantwortet wird — wobei das „Ja“ für die Industrie gilt und das „Nein“ für den Fortbestand der bäuerlichen, gentechnikfreien Landwirtschaft. Das Netzwerk für die Verteidigung des Mais kritisiert: „Wenn die Absicht wirklich wäre, gentechnisch veränderten Mais und Glyphosat zu verbieten, müsste die Verordnung klar, kurz und ausdrücklich ihre Verwendung verbieten“. Stattdessen werden Entpolitisierung und Demobilisierung befürchtet.

Miriam Boyer forscht zum Thema Saatgut, Mais und landwirtschaftliche Biotechnologien im Fachgebiet Agrar- und Ernährungspolitik der HU Berlin.

Citation: Boyer, Miriam (2021): Positive Signale in der Agrarpolitik?

Link: https://www.npla.de/thema/umwelt-wirtschaft/positive-signale-in-der-agrarpolitik/

[Bildquelle: https://pixabay.com]

May 4, 2021 0 comment
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Franziska Kusche et al. (2020) Book Review: „Silvia Rivera Cusicanqui: Ch‘ixinakax utxiwa. Eine Reflexion über Praktiken und Diskurse der Dekolonisierung“

by BioMat May 3, 2021

Book Review on „Silvia Rivera Cusicanqui: Ch‘ixinakax utxiwa. Eine Reflexion über Praktiken und Diskurse der Dekolonisierung“:

Dekoloniale Perspektiven erleben in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum eine gewisse Popularität. Die zumeist aus Lateinamerika stammenden Analysen beziehen sich vorwiegend auf die Arbeiten der in den 1990er Jahren gebildeten Gruppe Modernität/Kolonialität oder schließen an die zentralen Arbeiten des unlängst verstorbenen peruanischen Soziologen Aníbal Quijano und seinem Konzept der Kolonialität an.

Diese im deutschen Sprachraum bisher zugänglich gemachten Texte erfahren mit der Erstübersetzung von Arbeiten der bolivianischen Aktivistin und Soziologin Silvia Rivera Cusicanqui eine wichtige interne Kritik und Erweiterung. Im vorliegenden Buch sind drei Texte aus verschiedenen Produktionsperioden der Autorin zusammengestellt. Erweitert wird diese Kompilation um ihren von den Übersetzer_innen klug ausgewählten, umfangreichen und bisher unveröffentlichten Artikel „Der Begriff der ‚Rechte‘ und die Widersprüche der postkolonialen Moderne“, um eine ausführliche Einführung in das Leben und Werk Cusicanquis bzw. in die grundlegenden Konzepte und Kritiken und um ein Glossar, welches Begriffe des dekolonialen Kanons wie auch des bolivianischen Kontextes erklärt.

Cusicanqui schöpft ihre Perspektive vor allem aus dem ontologischen Horizont der Aymara und aus dem von Pablo González Casanova in den 1960er Jahren formulierten Konzept des „internen Kolonialismus“, mit dem sie die Widersprüchlichkeiten und Ambivalenzen kolonialer und antikolonialer Kämpfe zu erklären versucht. Gerade diese Konfrontation auf ontologischer Ebene macht die Autorin auch für europäische Kontexte besonders relevant. Die ersten beiden Essays, „Das andere zweihundertjährige Jubiläum“ und „Soziologie des Bildes“, skizzieren wichtige Einsatzpunkte eines Denkens auf der Seite der kolonial Unterworfenen, deren Konzepte als Quellen eines politischen Kampfes gedeutet werden. Cusicanqui stellt dabei die hegemoniale eurozentrische Geschichtsschreibung sowohl hinsichtlich ihrer linearen Zeitlichkeit als auch ihrer dominanten Schrifterzählung in Frage, indem sie die Ko-Existenz und Verwobenheit antikolonialer Widerstände in der Praxis der Aymara aufzeigt. Ebenso zeigt sie, welche Rolle die Analyse der Bilder des frühneuzeitlichen indigenen Chronisten Puma de Ayala für die Infragestellung der hegemonialen Geschichtsschreibung spielt, denn „Worten kommt im Kolonialismus eine spezielle Rolle zu: sie benennen nicht, sondern sie verschleiern“ (42).

Der zentrale dritte Text „Ch‘ixinakax utxiwa“ steht in einer doppelten Frontstellung: gegen den postmodernen Diskurs von Multikulturalität und Modernisierung sowie gegen die Essenzialisierung von Indigenität. Cusicanqui distanziert sich darin vom neuen dekolonialen Mainstream, der für sie einen bloßen Austausch und eine Neubestückung wissenschaftlicher Kanons darstellt.

In allen drei Texten kritisiert sie auf unterschiedliche Weise akademische Arbeitsweisen und ein sich immer wieder auf sich selbst referierendes Verständnis, auch ihrer „dekolonialen Kollegen“. Es werde eine Theorie ohne Praxis dargestellt, welche die Ursprünge und Verarbeitung von Wissen und Praktiken ihren gesellschaftlichen Kämpfen entreißt und sie als Errungenschaft des akademischen Geistes darstellt. Gegen die universalisierenden Konzepte europäischer Provenienz, auch in Marxismen, sucht Cusicanqui in Theorie und Praxis die Anerkennung und Wertschätzung der ontologischen Differenz der Kolonisierten, geprägt von internen Widersprüchen und Konfrontationen, die es nicht zu verschmelzen oder aufzulösen, sondern zu verstehen gilt. Das Konzept des Ch‘ixi, das sich im Aymara auf ein in zwei entgegengesetzte Pole eingeschlossenes Drittes bezieht, ist der von der Autorin vorgeschlagene Begriff, um indigene Modernität und deren Kämpfe gegen bloß symbolische Zugeständnisse eines staatlichen Multikulturalismus bzw. die Formen einer akademischen Romantisierung der „edlen Wilden“ sichtbar zu machen.

Der in der deutschen Ausgabe angefügte vierte Text ergänzt die Darstellung von Cusicanquis Werk um ihre wichtige feministische Kritik, welche die spezifischen Ausschlüsse indigener Frauen sowohl durch die weiß und maskulin privilegierte Staatsbürgerschaft als auch durch die Formen männlich dominierter dekolonialer Kämpfe sichtbar macht.

Auch wenn diese Übersetzung nur einen kleinen Einblick in das Werk Cusicanquis ermöglicht, ist sie hochaktuell. Denn einerseits hilft sie, zu verstehen, warum es indigener Politik in Gestalt des Movimiento al Socialismo (MAS) zwar gelang, in die bolivianischen Staatsapparate einzudringen, sie dort aber weiterhin koloniale Praktiken reproduziert. Andererseits stellt Cusicanquis Arbeit eine wichtige Intervention in eine dekoloniale Auseinandersetzung dar, in der männliche Akademiker wie Aníbal Quijano, Enrique Dussel und Walter Mignolo in kritischen Kreisen europäischer Zentren aufgrund ihres marxistischen Hintergrundes wesentlich leichter anschlussfähig an okzidentale Sozialtheorien waren. Die Schaffung dieses „neuen“ Kanons gebiert die immer gleichen akademischen Erfolgsgeschichten, statt die Pluriversität zeitgenössischer Konstellationen komplexer gegenwärtiger Modernen zu erkennen und auch nicht-hegemoniale Perspektiven anti-kolonialer, anarchistischer, feministischer und sozial-ökologischer Strömungen sichtbar zu machen.

Dieses Buch zeigt trotz seines spezifischen bolivianischen Kontextes, dass dekoloniale Kritik nicht nur in Lateinamerika, sondern auch in Europa wesentlich tiefergreifende Veränderungen antreiben muss und sich nicht im Austausch eines Kanons gegen den nächsten erschöpfen darf.

Citation: Kusche, Franziska/Seidl, Gregor/Torres Heredia, Marcela: Silvia Rivera Cusicanqui: Ch‘ixinakax utxiwa. Eine Reflexion über Praktiken und Diskurse der Dekolonisierung. Münster: Unrast 2018, 147 Seiten, PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur, 3+4-2020, S. 501-502.

DOI: https://doi.org/10.3224/peripherie.v40i3-4.20

Link: https://www.budrich-journals.de/index.php/peripherie/article/view/36632

 

May 3, 2021 0 comment
Publications

Sarah Hackfort (2020) Agriculture in the High-tech bioeconomy

by BioMat November 25, 2020

Understanding the social consequences of digital technologies

The BioMaterialities research project deals with the use of digital technologies in agriculture. These range from new genetic engineering processes in the laboratory to big data analyzes of agricultural data and digitally controlled greenhouses.

On the one hand, these new technologies are often accompanied by great promises about their social or ecological benefits. On the other hand, there occur negative consequences or is leading to social disputes and political conflicts, for example over economic monopolies or patents for new products.

Digital technologies in the agricultural system have not only found their way into the fields but also along the entire value chain. This creates new business models when agricultural data is stored in the cloud.

How and by whom is this data then used? What are the advantages for farmers if they use digital platforms from large agricultural companies such as Bayer? And what effects do vertical economic integration processes exercise for producers and consumers if e.g. Amazon is entering the grocery trade?

The project analyzes these, and other changes caused by new technologies at different points in the value chain, the associated opportunities and risks as well as the underlying political and economic power relations and social inequalities.

Citation: Hackfort, Sarah (2020): Landwirtschaft in der High-Tech Bioökonomie.

Link: https://www.wissenschaftsjahr.de/2020-21/aktuelles-aus-der-biooekonomie/koepfe-des-wandels/landwirtschaft-in-der-high-tech-biooekonomie

[Source of picture: https://www.wissenschaftsjahr.de/2020-21/partner]

November 25, 2020 0 comment
Publications

Miriam Boyer (2020) Biodiversity in the High-tech Bioeconomy

by BioMat November 25, 2020

High-tech as the key to maintenance?

Today the measurement of biodiversity is advancing rapidly and includes other ecosystems, including the human body or the oceans. Digital technologies and biotechnology serve to make biological diversity increasingly “visible” and precisely “tangible”.

This has led to new approaches of biodiversity promotion, but also to numerous new areas of utilization, for ecosystem services or materials research. We look at these new developments and ask how they change or even exacerbate the contradictions between economic exploitation and conservation of biodiversity. We take into account conflicts over land or water that go hand in hand with the increasing promotion of biomass in the bioeconomy and the close historical relationship between biological and cultural diversity. Our research is about assessing these interrelationships and exploring strategies for how biodiversity can be preserved and reproducible in the future.

Citation: Boyer, Miriam (2020): Biodiversität in der High-Tech Bioökonomie.

Link: https://www.wissenschaftsjahr.de/2020-21/aktuelles-aus-der-biooekonomie/koepfe-des-wandels/biodiversitaet-in-der-high-tech-biooekonomie.html

[Source of picture: https://www.wissenschaftsjahr.de/2020-21/partner]

November 25, 2020 0 comment
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Publications

Louisa Prause / Sarah Hackfort / Margit Lindgren (2020) Digitalization and the third food regime

by BioMat October 16, 2020

Abstract: This article asks how the application of digital technologies is changing the organization of the agri-food system in the context of the third food regime. The academic debate on digitalization and food largely focuses on the input and farm level. Yet, based on the analysis of 280 digital services and products, we show that digital technologies are now being used along the entire food commodity chain. We argue that digital technologies in the third food regime serve on the one hand as a continuation of established information and communication technologies, thus deepening certain features of the existing food regime such as the retail sector’s control over global commodity chains. On the other hand, digital technologies also introduce new forms of control and value extraction based on the use of data and pave the way for large tech companies to take over market shares in the agri-food sector. Finally, we find that multinational agri-food companies are starting to take on the business models of leading digital tech companies, for instance by developing digital platforms throughout the agri-food system. We argue that this shows that the broader economic restructuring of neoliberal capitalism towards digital capitalism is also making its way into the agri-food system.

Zusammenfassung: In diesem Artikel wird gefragt, wie die Anwendung digitaler Technologien die Organisation des Agrar- und Lebensmittelsystems im Kontext des dritten food regimes verändert. Die akademische Debatte über Digitalisierung und Ernährung konzentriert sich hauptsächlich auf die Input- und Farmebene. Basierend auf der Analyse von 280 digitalen Diensten und Produkten zeigen wir, dass digitale Technologien jetzt entlang der gesamten Lebensmittelkette eingesetzt werden. Wir argumentieren, dass digitale Technologien im dritten food regime einerseits als Fortsetzung etablierter Informations- und Kommunikationstechnologien dienen und damit bestimmte Merkmale des bestehenden Lebensmittelregimes wie die Kontrolle des Einzelhandelssektors über globale Warenketten vertiefen. Andererseits führen digitale Technologien auch neue Formen der Kontrolle und Wertschöpfung auf der Grundlage von Daten ein und ebnen großen Technologieunternehmen den Weg, Marktanteile im Agrar- und Ernährungssektor zu übernehmen. Schließlich stellen wir fest, dass multinationale Agrar- und Lebensmittelunternehmen beginnen, die Geschäftsmodelle führender Digital-Tech-Unternehmen zu übernehmen, indem sie beispielsweise digitale Plattformen im gesamten Agrar- und Lebensmittelsystem entwickeln. Wir argumentieren, dass dies zeigt, dass die breitere wirtschaftliche Umstrukturierung des neoliberalen Kapitalismus hin zum digitalen Kapitalismus auch Eingang in das Agrar- und Ernährungssystem findet.

Citation: Prause, Louisa; Hackfort, Sarah and Lindgren, Margit (2020): Digitalization and the third food regime. Agriculture and Human Values.

DOI: https://doi.org/10.1007/s10460-020-10161-2

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October 16, 2020 0 comment
Publications

Louisa Prause and Philippe Le Billon (2020): Struggles for land: comparing resistance movements against agro-industrial and mining investment projects

by BioMat August 24, 2020

Abstract: Investments in large-scale land-based projects increased over the past two decades, with a concomitant rise in community-level resistance. Drawing from data on resistance movements, literature findings, and two case studies in Senegal, this paper compares movements resisting either agro-industrial or mining projects. Building on contentious politics and materialist approaches from political ecology we find that outcomes seem largely case-dependent and determined by political opportunities, while resistance motives, narratives and more confrontational practices differ across both sectors. We suggest that this can be explained through sector-specific material, discursive and institutional factors. Our findings shed light on challenges for cross-sectoral alliances.

Citation: Prause, Louise and Le Billon, Philippe (2020): Struggles for land: Comparing resistance movements against agro-industrial and mining investment projects. The Journal of Peasant Studies, DOI: 10.1080/03066150.2020.1762181.

Link: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/03066150.2020.1762181

 

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August 24, 2020 0 comment
Publications

Anke Schaffartzik / Franziska Kusche (2020): Ökologisch ungleicher Tausch

by BioMat April 16, 2020

Abstract: International ecological inequality is a precondition for the growth-led ‘development’ currently unfolding at the global level with disastrous environmental and social impacts. As ecologically unequal exchange, international trade leads to the constriction of the ecological operating space of some while expanding that operating space for others. This not only allows for further growth but also exacerbates already existing ecological inequalities and asymmetrical power relations.

Zusammenfassung: Die wachstumsgeleitete ‚Entwicklung‘, die derzeit trotz verheerender ökologischer und sozialer Konsequenzen verfolgt wird, ist abhängig von ökologischer Ungleichheit. Als ökologisch ungleicher Tausch erlaubt der Außenhandel die Ausdehnung des ökologischen Handlungsspielraums einiger weniger, während er für viele andere deren Einengung bedeutet. Das erst ermöglicht weiteres globales Wachstum und verschärft dabei gleichzeitig bestehende Ungleichheiten und asymmetrische Machtverhältnisse.

Citation: Schaffartzik, Anke und Kusche, Franziska (2020): Ökologisch ungleicher Tausch. Wachstum auf Kosten von Mensch und Natur: Nur ungleiche Material- und Geldflüsse in globalem Maßstab ermöglichen eine wachstumsorientierte Entwicklung. PROKLA. Zeitschrift für Kritische Sozialwissenschaft, 50 (198), 53-67.

DOI: https://doi.org/10.32387/prokla.v50i198.1854

[Bildquelle: https://www.bertz-fischer.de/IMG/jpg/bertz_fischer_prokla_198_globale_stoffstrome_300dpi_rgb.jpg]

April 16, 2020 0 comment
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