Projekt

by AdminBioMat

BIOMATERIALITIES –
Natur und Transformationen von Produktion, Reproduktion und Politik in der High-Tech Bioökonomie

Die Bioökonomie ist ein politisches Projekt, das darauf zielt, das Wirtschaftssystem von fossilen Quellen auf biologische Ressourcen wie Pflanzen oder Mikroorganismen umzustellen und biogene Produkte und Materialien und die Nutzung von Biotechnologien auszubauen. Nachhaltigkeit und Erneuerbarkeit sind zentrale Narrative in dieser Transformation. Die sich in vielen Industrieländern wie Deutschland entwickelnde Ausrichtung bioökonomischer Sektoren lässt eine High-Tech-Inwertsetzung der lebendigen Natur erkennen. Dazu gehört ein starker Fokus auf (bio)technologische Innovationen in den Lebenswissenschaften und deren Konvergenz mit digitalen Technologien. Diese High-Tech-Vision einer Transformation (im Gegensatz zu anderen Möglichkeiten wie der lokalen, Low-Tech-Nutzung von Biomasse) durch zentrale Akteure und Institutionen, legt es nahe die Bioökonomie als eine Hightech-Bioökonomie zu präzisieren.

Materialität von Natur

Das Projekt BioMaterialities trägt zur kritischen sozialwissenschaftlichen Forschung dieser Entwicklungen bei. Es beschäftigt sich mit der Materialität der lebendigen Natur und ihrer wirtschaftliche Inwertsetzung in der High-Tech-Bioökonomie. Es analysiert, wie sich verschiedene gesellschaftliche Verhältnisse in der High-Tech-Bioökonomie verändern.

Dabei liegt ein Schwerpunkt in der Beschäftigung mit den materiellen Eigenschaften der lebendigen Natur als produktive Basis der Bioökonomie. Sozialwissenschaftlich kann die Materialität von Natur empirisch und theoretisch analysiert werden, von der Untersuchung der zugrunde liegenden Annahmen wie der Erneuerbarkeit und der Verfügbarkeit von Biomasse bis hin zur Analyse, wie sich die Reproduktion von Organismen räumlichen und zeitlich in die ökonomische Produktion eingefügt.

High Technologies und gesellschaftliche Implikationen

Ein anderer Schwerpunkt ist die Analyse von Entwicklungen im Kontext von Digitalisierung und andere konvergierende Technologien in der Bioökonomie und deren gesellschaftliche Implikationen. BioMaterialities untersucht Transformationsprozesse in der Produktion, der Reproduktion und der politischen Regulierung. Dazu gehören vor allem Reproduktionstechnologien im Kontext von Natur und Biodiversität, digitale Technologien in Arbeit und Produktion in der Landwirtschaft, Konflikte und Ungleichheiten im ländlichen Raum oder der Waldwirtschaft und Prozesse der politischen Regulierung von neuen Technologien in diesen Feldern.

Neben diesen beiden Schwerpunkten bilden folgende Dimensionen Querschnittsthemen, die die verschiedenen Analysen verklammern: Nachhaltigkeit, z.B. in Beziehung auf Arbeit oder als Ideologie; Partizipation, z.B. durch soziale Bewegungen und Kämpfe für Alternativen; und Ungleichheiten, z.B. im Zugang zu Technologien, Ressourcen oder andere sozial-ökologische Ungleichheiten.

Mittels verschiedener internationaler Fallstudien in Deutschland, Kanada, Mexiko und Südafrika werden exemplarische Prozesse analysiert, die charakteristisch für die High-Tech-Bioökonomie oder aufschlussreich für deren Entfaltungsdynamik sind.

Theoretisch wird sich dabei auf Ansätze aus der politischen Ökonomie, der politischen Ökologie, der feministischen Theorie und der kritischen Geographie bezogen.

Die Forschungsgruppe ist am Albrecht Daniel Thaer-Institut im Fachbereich Agrar- und Ernährungspolitik an der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelt. Sie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms zur Förderung von Nachwuchsgruppen “Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel” gefördert (Förderkennzeichen: FKZ 031B0750).